Elefanten in Kenia

Die Dickhäuter galten in Kenia schon fast als gerettet. Doch jetzt wird wieder Jagd auf sie gemacht.
In den Achtziger Jahren standen Kenias Elefanten vor der Ausrottung. Durch das ganze Land zogen damals bewaffnete Banden von Wilderern und legten auf die Dickhäuter an, und nicht selten waren staatliche Behörden in diesen Massenmord an den Dickhäutern verstrickt.
Es dauerte einige Jahre, bis dem Elefantensterben ein Ende gesetzt werden konnte, und sich die Population langsam wieder erholte. Umso trauriger ist es, dass allein im Januar und Februar 2008, den beiden Monaten also, als die politischen und ethnischen Unruhen in Kenia ausbrachen, in der Amboseli-Region vierzehn Elefanten mit Speeren angegriffen wurden und von diesen vierzehn seien vier bereits tot sind. Was von vielen befürchtet worden war, ist also eingetreten. Der Zusammenbruch der staatlichen Ordnung und das plötzlich durch ausbleibende Touristen fehlende Geld im Tierschutz hatten Kenia wieder zurückgeworfen in die finstersten Zeiten der Wilderei.
Der Amboseli N.P. im Südwesten Kenias gehört zu den berühmtesten kenianischen Nationalparks. Er liegt ca. 240 km von der Hauptstadt Nairobi entfernt und ist mit dem Auto in ungefähr vier Stunden zu erreichen. Er grenzt direkt an Tansania. Bei klarem Wetter hat man dort einen traumhaften Blick auf den 5895 Meter hohen Kilimandscharo.

Vor dem Kilimandscharo grasende Elefantenherden gehören wohl zu den berühmtesten afrikanischen Fotomotiven.
Elefantenherde vor KilimandscharoEinst gehörte der Park zum gewaltigen, 1899 von den britischen Kolonialisten geschaffenen “Southern Game Reserve”, in welchem die Massai Mara, Amboseli und Tsavo-West vereinigt waren. 1948 wurde daraus das “Masai Amboseli Game Reserve”, das 1961 unter die direkte Verwaltung durch die Massai, in deren Siedlungsgebiet es liegt, gestellt wurde. 1974 wurde Amboseli allerdings wieder unter staatliche Kontrolle gestellt. Die neue kenianische Regierung fürchtete, die Massai könnten das Gebiet zu stark überweiden und dadurch Tiere und zahlungskräftige Touristen verprellen.

Ins Gerede kam der Amboseli Nationalpark, als die kenianische Regierung vor einigen Jahren erwog, ihn den Massai zurückzugeben. Es war der verzweifelte Versuch von Präsident Mwai Kibaki gewesen, Stimmen für das Referendum um die neue Verfassung zu gewinnen: Sollten die Massai Amboseli als Geldquelle zurückbekommen, könnten sie für die umstrittene Verfassungsänderung stimmen. Doch Kibakis zynisches Kalkül, Kenias Wildlife für ein paar Wählerstimmen zu verkaufen, ging nicht auf.
Tierschutzorganisationen befürchteten, die Massai würden Amboseli wieder als Weideland nutzen (was in einem Nationalpark verboten ist) und damit die Elefanten in andere Gebiete treiben, wo sie Konflikte mit den Bauern provozieren würden.

Der Amboseli N.P. war schon immer für seine Elefantenherden, die von Wasserloch zu Wasserloch ziehen, berühmt. Noch immer sollen über 1500 Elefanten im Amboseli-Ökosystem leben, von dem der Park aber nur weniger als 10% ausmacht: Elefanten legen gewöhnlich weite Wege zurück, ziehen zum Fressen von Tansania in den Amboseli-Nationalpark herüber und wieder zurück. Keine Zäune halten sie auf, denn anders als in dem meisten Ländern des südlichen Afrikas sind in Kenia die Nationalparks nicht eingefriedet. Ein Paradies, wenn die Probleme mit der Wilderei nicht wären.

Dabei sind die Probleme mit den Elefanten vielfältig: Während der schlimmsten Jahre der Wilderei zogen sich viele Elefanten in unzugängliche Gebiete zurück, wo sie den Gemetzeln ausweichen konnten. In den ehemaligen Lebensräumen der Elefanten siedelten dann Menschen und bauten Mais oder Getreide an. Seit dem Stop der Elefantenmorde, kehren immer mehr von ihnen aus ihren Verstecken zurück und treffen nun in zunehmendem Maße auf Bauern, die auf den alten Elefantenrouten nun Felder angelegt haben.

Auch die Umgebung des Amboseli-Nationalparks wird immer dichter bebaut. Das Ökosystem gerät unter heftigen Druck durch Aufteilung des Lands, das den Park umgibt, welches wird in steigendem Maß von privaten Geschäftsleuten aufgekauft wird, die dort Landwirtschaft betreiben oder edle Lodges für Touristen errichten. Einheimische Politiker und Massai-Krieger, die Jobs benötigen, unterstützen diese Tendenz – verständlich, denn: Eine Bevölkerung, die immer mehr verelendet und von den Tourismus-Einnahmen, die überwiegend in die Taschen korrupter Politiker fließen, so gut wie nicht profitiert, schaut sehnsüchtig hinüber auf das fruchtbare Land, in welchem Kenias Wildtiere grasen. Immer stärker drängen deshalb Massai mit ihren Herden in die Nationalparks, wo das Gras hoch steht und die Wasserlöcher teilweise sogar künstlich angelegt sind. Sie sehen die wohlhabenden Reisenden mit ihren Luxusklamotten und den teuren Kameras und sie sehen, wie sie selber darben, wie die Preise für Lebensmittel in immer absurdere Höhen steigen, und sie sollen tatenlos zusehen, wie ihnen die Löwen die Rinder reißen und die Elefanten den Mais zertrampeln.

Es ist schon viel zu lange fällig, dass die betroffene Bevölkerung an den vielen Safari-Touristen endlich mitverdient. Doch oft werden Kenianer, die ganz konkret unter den Wildtieren leiden, nicht entschädigt. So soll im vergangenen Jahr eine Frau in der Nähe des Amboseli-Parks von einem Elefanten getötet worden sein, ihre Angehörigen bekamen keinen einzigen Kenia-Schilling.

Möglicherweise sind es enttäuschte Massai, die derzeit Jagd auf Amboselis Elefanten machen. Doch Kenias Elefanten haben auch andere Feinde. Die Gründe für die Speerangriffe auf Elefanten sind vielfältig und reichen angabegemäß von Rache, politischem Protest, dem eigenen Schutz oder dem Schutz der Ernte, Kriminalität bis zur Elfenbeinwilderei.


Über Tippi

Tippi Rosenkranz LandyFee. Serien-Junkie. Cineast. FotoFreak. Hat ständiges Fernweh. I heart Iceland. Nordisch by Nature. Reisefieber. Vegetarisch glücklich. Amaranth-Junkie. Tee-Tante. HairManiac! Hinterlässt gerne Chaos. Unordnung ist das ganze Leben. Eels + Beatles = <3. Apples in Space! Angus & Julia Stone! Liebt Katzen und Puffins. Canon-Hass-Liebe.
Dieser Beitrag wurde unter Afrika abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten auf Elefanten in Kenia

  1. Der RSS Feed funktioniert bei mir nicht.

  2. Tippi sagt:

    Merkwürdig. Ich bin zwar nicht der Super-Feed-Experte, meine aber er würde funktionieren.

  3. Hunde-Freund sagt:

    Schöner Beitrag und netter Blog :) schau doch auch einfach mal auf meinen neuen Blog unter http://www.tierrecht.org vorbei. Auf dem habe ich gerade einen spannenden Beitrag zum Tierschutz von Wildtieren verfasst: http://www.tierrecht.org/tierschutz-germanys-next-top-model/

    ich würde mich freuen wenn du deine Meinung dazu schreibst. ;)

    VG der HundeFreund

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>